Die Britischen Jungferninseln, auch Virgin Islands genannt, liegen in der Karibik und gehören mit ihren mehr als 60 Inseln zu den kleinen Antillen.
1493 auf seiner zweiten Amerika-Reise wurden sie von Christoph Columbus entdeckt und an die spanische Krone gegeben, die sie 1555 besetzt und die Urbevölkerung beinahe komplett vertreibt. 
Heute gehört ein Teil der Virgin Islands zu England, der andere Teil zu Amerika. 

Der britische Teil der Inseln sind in der Welt des Rums nicht sehr bekannt und bringen deutlich weniger als der wirtschaftlich eng verwobene amerikanische Teil auf den Weltmarkt. 
Umso überraschter war ich, dass es sogar ein Bremer Unternehmen, nämlich das Bremer Spirituosen Kontor, der Invertriebbringer des heutigen Rums ist – wie klein doch die Welt ist…! 
 
Der Pusser’s Navy Rum soll ein Blend aus einem alten überlieferten Rezept der Majorität der British Royal Navi sein und stellt damit, sofern man dieser Überlieferung Glauben schenkt, einen British Royal Navi Rum dar, wie er echter nicht sein kann. 
 
Eingehend sagte ich, wir könnten mit der Geschichte des heutigen Rums in zweierlei Hinsicht etwas über die Achtsamkeit der Britischen Seeleute lernen. Der Grund für diesen Lerninhalt hat aber nicht unbedingt positive Aspekte. 
Zum einen liegt der Alkoholgehalt des Black Label Gunpowder Proof bei 54,5% Vol..  
Das war anscheinend wichtig für den Erfolg einer Seefahrt, denn die täglich mit Rum abgefüllten Seeleute waren stätig volltrunkenen. Sie waren unachtsam und so kam es oft zu Missgeschicken. Unter anderem konnte es daher schnell vorkommen, dass das verschütten der Getränke das mitgeführte Schwarzpulver unbrauchbar, weil unbrennbar, machen konnte. Aufgrund dieser zu erwartenden Unachtsamkeit besaß der Rum Fassstärke und stellte durch seine eigene Entzündlichkeit kein Risiko mehr da. 

Zum anderen kam es anscheinend vor, dass der Pusser oder auch Purser, also der Schiffszahlmeister den Rum mit Wasser versetze und dieser somit nicht mehr brennbar war. Was aber nicht das Schlimmste aus Sicht der Seeleute war. Schlimmer war es und in dieser Hinsicht waren sie achtsam, dass ihnen durch das verdünnen nicht mehr die gesetzlich zugesicherte Menge an Alkohol ausgehändigt wurde. Eine Mannschaft konnte dem Schiffzahlenmeister gegenüber in einem solchen Fall sehr unwirsch begegnen. 
 
Nicht so aber beim Pusser´s Gunpowder Proof. Dieser hat den Gunpowder-Test, den Brennbarkeitstest des Rums, gemischt mit Schwarzpulver gegen den Pusser bestanden. Der „Proof“, also die englische Maßeinheit für den Alkoholgehalt reicht aus, um Schwarzpulver zu zünden und der Pusser befindet sich offenbar noch an Bord… 
Aufgrund des Namens unseres heutigen Rums wissen wir, im Hinblick auf die vorherigen Geschichten also, dass alles in bester Ordnung ist und wir uns auf einen hohen und unverfälschten Alkoholgehalt sowie Geschmack freuen können.  
 
Beim Black Label Proof handelt es sich übrigens um den damaligen Blue Label Proof, der durch ihn ersetzt wurde. 

Die bauchige Weißglasflasche mit ihrem dunklen Inhalt wirkt sehr gedrungen und das obwohl sie doch einen verhältnismäßig langen Hals hat.
Dieser Hals ist komplett mit einem goldenen Aufkleber umbunden, auf dem auf schwarzem Grund ein großer goldener Anker zu sehen ist. „Pusser´s Rum“ und „Circa 1655“ lesen wir auf zwei blauen Bändern. 
Das schwarze Label mit seinem dickem goldenen Rand, das den Bauch der Flasche schmückt, erinnert mich an ein altes Fenster oder einen Torbogen, oben rund, unten flach. Auf ihm sehen wir die Flagge der British Virgin Islands und lesen „British Navy Pusser´s Rum Gunpowder Proof – Original Admirality Strength„. Klein darunter lesen wir einen Hinweis, dass es sich um ein Produkt aus Guyana handelt, auf einigen Flaschen ist zusätzlich auch von Tobago und Barbados zu lesen. Mindestens die Abfüllung erfolgte jedoch auf den Virgin Islands. 
Auf dem rückseitigen Label erfahren wir noch einmal, wie wichtig damals die Fassstärke und das Vertrauen in den Pusser, im Hinblick auf den Alkoholgehalt und die Seefahrt war. 
Alles in allem macht die Flasche eher einen altgediegenen Eindruck auf mich. Sie wirkt irgendwie nicht mehr zeitgemäß und unscheinbar, aber grade das macht vielleicht auch den Charme der alten British Royal Navi und einen ehrwürdigen Vertreter dieser Zeit aus. 

Nase:
Zu Anfang begrüßt mich sofort ein reichhaltiger Geruch aus getrockneten, überreifen Früchten wie Datteln und Feigen, süß, behäbig, sehr voluminös. Der Alkoholgehalt klingt deutlich, aber sehr angenehm mit. 
Was für ein Volumen in der Nase! 

Geschmack und Nachklang:
Beim ersten kleinen Schluck ist der Mund sofort reichhaltig, beinahe sirupartig gefüllt. Die Power des Alkohols füllt den Gaumen und umschmeichelt ihn lange.
Ich schmecke trockene, süße, reife Früchte, wie Pflaumen, Datteln und Feigen, aber auch etwas Rauch, alles begleitet und umhüllt mit einer Menge voluminösem, reichhaltigem Alkohol, der den Geschmack eine kleine Ewigkeit lang anhalten lässt. 

Fazit:
Dieser Rum ist wirklich ein ehrwürdiger Vertreter der British Royal Navi. Er steht für die alten Gepflogenheiten und die Seefahrt aus einer alten, beinahe vergessenen Zeit. Wer unverfälschten, ehrlichen karibischen Rum sucht und mit hohem Alkoholgehalt im Mund umgehen kann, der ist beim Pusser´s Gunpowder Proof bestens aufgehoben.